Ganz am Ende des Textes finden sich ein paar Buchempfehlungen.
Jetzt möchte ich mich den zwei offenen Fragen aus Teil 1 widmen:
2. Was wäre sinnvoll zu beachten, oder einen Versuch wert?
3. Wie geht man vor, und welche Umstände sind noch wichtig?
2. Was wäre sinnvoll zu beachten, oder einen Versuch wert?
Ich habe mich dabei an meiner Liste im Teil 1 orientiert und gebe Ihnen hier einige allgemeine Empfehlungen sowie konkrete Tipps zu jedem dort aufgeführten Punkt. Vorab komme ich schon zum ersten Tipp: Falls Sie bereits Notizen zu Ihrer eigenen Hochsensibilität in einem Notizbuch, Heft oder einer Datei angelegt haben, dann legen Sie es doch jetzt bereit oder rufen Sie die Datei auf, damit Sie die für Sie wichtigen Tipps gleich notieren können. So haben Sie sie immer griffbereit und ersparen es sich, noch einmal nach ihnen suchen zu müssen. Falls Sie noch keine eigene „Gebrauchsanweisung“ zu Ihrer HS haben, lege ich Ihnen ans Herz, eine anzulegen. Sie kann das eigene Leben deutlich vereinfachen und auch für Lebenspartner und Familie eine große Hilfe sein, falls Sie einige Gedanken daraus teilen möchten. Los geht´s!
A)
Aufgrund des höheren stofflichen Verbrauchs ist es tatsächlich unerlässlich, bei jeder Mahlzeit darauf zu achten, möglichst viele Vitalstoffe zu sich zu nehmen. Frisches Gemüse, Beeren, (Wild-) Kräuter, Blüten, dunkelgrüne Salate und Gemüse, und Eiweiß in Form von Hülsenfrüchten, Fisch oder auch Fleisch, vorzugsweise in Bioqualität, sollten den Hauptanteil der Ernährung ausmachen, auch gerne schon zum Frühstück.
Samen wie z.B. Sonnenblumenkerne und Früchte können als Zwischenmahlzeit dienen. Kohlenhydrate sollten vornehmlich glutenfrei sein. Ebenso dürfen gute Öle wie Boretsch-, Lein- oder Olivenöl nicht fehlen. Täglich 1-3 Esslöffel Lein- oder Olivenöl, gerne auch gemischt mit anderen kaltgepressten Ölen, helfen neben der Versorgung mit ungesättigten Fetten auch dabei, ein angenehmes Sättigungsgefühl zu erreichen. Die Lebensmittel sollten wirklich alle frisch sein und auch frisch und schonend zubereitet werden.
Fertigessen darf auch einmal als Notfallessen dienen, besser ist aber, dies nicht zur Regel werden zu lassen. Noch besser ist es, industrielle Fertigprodukte wirklich ganz aus der Ernährung zu streichen, denn unser Körper kann Fertigprodukte nicht eindeutig als verträglich oder unverträglich einordnen, da zu viele Einzelzutaten verwendet werden, und zusätzlich chemische Stoffe, die der Körper gar nicht als Lebensmittel erkennen kann, beigemischt sind. Das belastet nicht nur den empfindsamen Magen und Darm, sondern der Körper kann auch nicht lernen, welche Lebensmittel ihm wirklich gut tun. So hat man plötzlich Lust auf Pizza, weil der Körper gelernt hat, dass er dabei ein, zwei Stoffe erhält, die er jetzt bräuchte: z.B. Eiweiß (Käse auf der Pizza), oder Antioxidantien (Tomatensoße); den Rest bräuchte und will er aber eigentlich nicht. Eine geeignetere Alternative ist ihm jedoch entweder noch nicht bekannt, oder man selbst kann die Signale des Körpers noch nicht deuten. Wirklich lesen zu können, was der eigene Körper braucht, kann eigentlich nur über das Angebot und die bewusste Aufnahme unverarbeiteter Lebensmittel erreicht werden. Klar erkennbare Aromen und Clean-Eating sind hier die Stichworte.
In Stresszeiten können auch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich eingenommen werden. Wohlgemerkt: Zusätzlich, denn eine gute Grundernährung - wie oben beschrieben - ist immer die Basis.
Besonders auf die Eiweißzufuhr sollte dabei geachtet werden. Ein Eiweißpulver aus Reis oder Erbsen, in Wasser aufgelöst, kann hier gute Dienste leisten. Ein oder zweimal täglich 1-2 Esslöffel davon, zu den Mahlzeiten getrunken, decken den zusätzlichen Bedarf ganz gut ab. Dennoch sollte man beachten, dass Eiweißpulver stets hochverarbeitete Produkte sind, da sie durch Extraktion, Aufreinigung und (Sprüh-)Trocknung erzeugt werden. Dabei unterliegen sie einer starken Oxydation. Die Verwendung von Hanfsamen als zusätzlicher Eiweißlieferant wäre dabei eine bessere Alternative, aber die sind geschmacklich leider nicht jedermanns Sache.
Ein Vitamin B-Komplex, Vitamin C, Zink, Vitamin D, K2, Magnesium und Antioxidantien wie z.B. OPC sollten, entweder durch ein Blutbild oder eine Testung abgesichert, entsprechend zugeführt werden; wer seinen hochsensiblen Körper schon gut kennt, kann diese nach Bedarf zusätzlich einnehmen.
Zucker ist ein Mineralienräuber und hat viele weitere nicht so optimale Auswirkungen auf den Körper. Als Gewürz verwendet, von der Menge her wie Salz, stellt er meist kein großes Problem dar und macht viele Gemüsegerichte sehr schmackhaft. Darüber hinaus ist Zucker kein Lebensmittel, das der Körper braucht, und kann getrost weggelassen werden ;-). Süße aus Datteln, Feigen und Ahornsirup wird meist gut vertragen.
Hier möchte ich noch einen kleinen Hinweis einstreuen: Das Verlangen nach Schokolade und Kaffee kann darauf hinweisen, dass dem Körper entweder speziell Tryptophan fehlt, oder dass das Vitalstoffniveau im Gesamten zu stark abgesunken ist. Das heißt: Ihr Körper braucht nicht wirklich diese zwei Lebensmittel, sondern zeigt nur an, das er bereits in „Not“ ist. Versuchen Sie zu erspüren, was ihr Körper wirklich braucht. Essen Sie vermehrt gesunde Lebensmittel oder überbrücken Sie diesen Zustand mit entsprechender Nahrungsergänzung.
Mein Tipp bei Heißhunger:
Bevor man zur Schokolade greift, erst einmal einen Apfel (oder ein anderes verträgliches Obst) kombiniert mit Sonnenblumenkernen gut kauen und langsam essen. Meist verliert sich der Appetit auf Schokolade. Falls aber nicht: Zusätzlich ein Glas verträgliche Milch (Hanfmilch, Reismilch o.ä.) mit Kakao ohne Zucker trinken.
Mein Tipp bei starkem Verlangen nach Kaffee:
Es ist denkbar, dass dieses Verlangen aus einer Nebennierenschwäche resultiert. Sprechen Sie ihren Heilpraktiker oder Arzt darauf an. Es gibt viele gute Möglichkeiten, eine solche gut zu behandeln.
Denn was wir am Kaffee ersehnen, sind seine Wirkungen, vor allem, dass er die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol verstärkt. Und diese hängt maßgeblich am Koffein. Dadurch fühlen wir uns dem Stress besser gewachsen. Aber leider verschleiert er so unseren tatsächlichen Erschöpfungsgrad, und führt auf Dauer zu einer immer stärkeren Ermüdung.
Wenn man dennoch nicht auf Kaffee verzichten möchte, dann lieber auch mal auf entkoffeinierten Bio-Kaffee zurückgreifen. Koffeinhaltiger Mokka, Espresso und Filterkaffee, der zu 100 % aus der Kaffeebohne Coffea Arabica besteht und langzeitgeröstet und/oder sonnengetrocknet ist, wird meist besser vertragen. Natürlich kann entkoffeinierter Kaffee nur die Lust auf den Geschmack befriedigen, aber das ist ja manchmal besser als ganz darauf verzichten zu müssen.
B)
Essen, das aus vielen verschiedenen Zutaten besteht oder teilweise nicht wirklich vertragen wird, kann den Körper schnell überfordern.
5 bis 7 Zutaten pro Essen können besser vom Körper erkannt und somit auch besser verdaut werden. Besonders wenn Sie ohnehin schon viele Eindrücke und Erlebnisse zu „verdauen“ haben, bietet sich ein „übersichtliches“ Essen an. Aber auch für den täglichen Gebrauch ist diese einfache Regel nützlich. Meist merkt man sehr schnell, dass nicht nur der „Bauch“, sondern auch der „Kopf“ ruhiger und klarer werden. Auch um ein Gespür für die Verträglichkeit des Essens zu bekommen kann diese Regel hilfreich sein. Streng gehandhabt, zählen auch Gewürze (Salz, Pfeffer, Kräuter) mit. Ein bisschen lockerer gehandhabt, nur die Hauptzutaten, z.B. Fisch, 3 Gemüsesorten, Reis, Öl und Zitrone. Oder eine andere Kombination als Beispiel: Eier, Hirse, selbstgemachte Tomatensoße mit Basilikum, Salz und Pfeffer.
Es sind trotz der eingeschränkten Anzahl der Lebensmittel sehr viele Kombinationen möglich, und ich habe den Eindruck, dass gerade dadurch die eigene Kreativität beim Einkaufen und Kochen angeregt wird.
Bitte beachten: Soßen und Brühen wie Sojasoße, Ketchup, Gemüsebrühe und Mayonnaise sowie ähnliche Nahrungsmittel gelten dabei nicht als EINE Zutat, denn sie bestehen ja aus zig Einzelzutaten.
Auf die Überforderung durch Unverträglichkeiten gehe ich weiter unten ein.
C)
Dem schnelleren und ausgeprägteren Reagieren auf Genussmittel, auf Lebensmittelzusätze und Wirkstoffe aller Art kann man eigentlich nur mithilfe des Verzehrs hauptsächlich frischer Lebensmittel und durch das Meiden von starken Genussgiften begegnen. Gerade in „stressigen“ Zeiten heißt es, von Genussmitteln Abstand zu nehmen, obwohl man meist genau dann ein besonders großes Verlangen nach ihnen hat. Wenn man bereits eine Palette von gut verträglichen und natürlichen Lebensmitteln für sich zusammengestellt hat, die man wirklich genießen kann und die gut schmecken, ist dieser bewusste Verzicht viel leichter zu handhaben. In einer kleinen Dosierung und selten gebraucht, sind einige Genussmittel natürlich auch völlig okay. Die Dosis macht ja bekanntlich das Gift. Ich möchte hier nur auf zwei Genussmittel eingehen, die für die meisten relativ alltäglich geworden sind:
Welcher Alkohol und wann er am besten vertragen wird, darf mit diesem Hintergrund jeder für sich selbst herausfinden. Häufig wird einem Glas Weißwein der Vorzug gegeben, da Rotwein durch den erhöhten Histamingehalt, und Bier wegen des Glutens nicht so gut vertragen werden.
Tipp:
Es gibt Weinbauern, die histaminarmen Wein, auch Rotwein oder Schaumwein, produzieren. Bei Bier ist es besser auf die glutenfreie Biere ausweichen.
Kaffee habe ich ja bereits erwähnt. Ergänzend lässt sich noch sagen, dass Kaffee das hochsensible Nervensystem und das Dopaminsystem zu stark aktiviert, und zusätzlich einen Einfluss auf den „energetischen“ Körper hat: Die "Erdung" wird gelockert, und man befindet sich mehr im Geist. Das kann ein beflügelnder Effekt und willkommen sein, wenn man gerade einen Fantasy-Roman oder Gedichte schreibt. Bei einem Meeting, bei dem man seine Frau oder seinen Mann stehen muss, ist es eher hinderlich, keine gute Erdung zu haben.
Genussmittel können auch so mancher HSP dazu dienen, sich zu „erden“ oder zu beflügeln; genauso aber auch zu dem Gegenteil genutzt werden, dem Sich-dumpf-machen, um gefühlt zumindest mal für eine gewisse Zeit Ruhe vor der Informationsflut zu haben. Das klappt natürlich nicht wirklich. Deshalb ist es auf Dauer sinnvoller, sich auf anderen Wegen zu erden und der Informationsflut durch eine Veränderung der eigenen Wahrnehmung zu begegnen.
D)
Es besteht eine Neigung zu Entzündungen und Reizungen.
Wenn der Verdacht besteht, dass eine Allergie oder Intoleranz der Auslöser sein kann, sollte das als erstes abgeklärt werden. Eine konsequente Vermeidung des Auslösers ist dann der entscheidende Schritt. "Konsequent" bedeutet dabei, wirklich darauf zu achten, dass man mit dem Auslöser nicht mehr in Berührung kommt. So sollte bei einer Glutenintoleranz kein Brotmesser benutzt werden, mit dem auch glutenhaltige Brote aufgeschnitten werden. Selbst kleine Spuren des möglichen Auslösers reichen häufig aus, um reizende oder entzündliche Prozesse aufrechtzuerhalten.
Der zweite wichtige Punkt bei der Konsequenz ist dieser: Man muss damit rechnen, dass die Vermeidung über einen längeren Zeitraum gehen kann. Es kann im Einzelfall auch Jahre dauern, bis sich der Körper wieder ganz erholt hat. Experimente mit dem Auslöser werfen einen in diesem Zeitraum nur zurück. Ist der Körper stabil, kann man - falls man das überhaupt noch will - kleine Dosen des Auslösers wieder zuführen und schauen, wie die Reaktion ausfällt.
Unterstützend gibt es einige Lebensmittel wie dunkelgrüne Blattgemüse, Brokkoli, Beeren, tiefgefrorener Bio-Lachs, Ingwer, Kurkuma und weitere, die eine anti-entzündliche Wirkung aufweisen. Regelmäßig auf dem Speiseplan, Verträglichkeit vorausgesetzt, helfen sie dabei, mehr Ruhe in das Verdauungssystem zu bringen.
Natürlich stehen hier auch verschiedene pflanzliche und homöopathische Mittel zur Verfügung, die bereits bestehende Beschwerden lindern.
Tipp:
Die häufig und gerne empfohlene Kamille, ob als Tinktur oder Tee, hilft tatsächlich gut im akuten Fall. Das heißt, bei einer Zahnfleischentzündung, einer plötzlich auftretenden Magenreizung, Blasenentzündungen und ähnlichem kann sie gut über einen kurzen Zeitraum helfend wirken. Eine längerfristige Einnahme oder Anwendung hat meiner Erfahrung nach leider häufig einen gegenteiligen Effekt: Kamille hat nicht nur eine heilende Wirkung auf Reiz- und Entzündungszustände, sondern kann, auf Dauer eingesetzt, diese auch herbeiführen! Kurzfristig genutzt ist sie also wunderbar, langfristig empfinde ich den Einsatz von Melisse als deutlich besser. Melisse hat auch eine zusätzliche, beruhigende Wirkung auf die Nerven, das Herz und fördert einen ruhigeren Schlaf. Für HSPs ist sie deshalb häufig die bessere Wahl. Natürlich gilt auch hier: Nur wenn nötig, und immer wieder Pausen machen zwischen den Einnahmephasen.
Momentan geht die Forschung davon aus, dass Gluten Entzündungsreaktionen im menschlichen Körper auslösen kann. Wie weit diese gehen, und wie sich das genau darstellt, ist meines Wissens aber noch nicht ganz klar. Wie immer gibt es dazu auch geteilte Meinungen.
Wenn man davon ausgeht, dass Gluten entzündliche Prozesse auslösen kann, ist klar, warum Hochsensible es aufgrund ihrer Konstitution eher meiden sollten. Falls man daran zweifelt, gibt es dennoch einen weiteren Faktor, wieso eine HSP auf Gluten besser verzichten sollte: Gluten aktiviert das Dopaminsystem. Bei HSPs fällt diese anregende Wirkung häufig zu heftig aus. (Mehr dazu finden Sie im Ratgeber "Ernährung für Hochsensible"; siehe Buchtipps.)
Tipp:
Probieren Sie einfach mal aus, wie es Ihnen geht, wenn sie glutenhaltige Lebensmittel für mindestens 4 Wochen weglassen. Richten Sie sich eine glutenfreie Zone in Ihrer Küche ein, inklusive eigenem Brotmesser und Schneidebrett. Beobachten Sie, wie sich Ihr Körper, aber auch Ihre Seele während dieser Zeit anfühlt. Denn manchmal stellt sich zuerst eine Stimmungsaufhellung ein; der Körper braucht meist ein bisschen mehr Zeit, um ein gut „lesbares“ Feedback zu geben.
Tipp:
Probieren Sie einmal aus, Salatblätter statt Brot zu verwenden. Sicherlich passen hier nicht alle Brotbeilagen, aber vieles schmeckt sehr gut und frisch, wenn es, statt aufs Brot gelegt, in Salatblätter gerollt wird.
Tipp:
Es gibt eine Vielzahl an entzündungshemmenden Nahrungsmitteln. Bauen Sie diese bewusst in Ihre Ernährung ein. (siehe oben und Stichpunkt I)
E)
Falls tatsächlich ein Säure- und Enzymmangel besteht, ist ein Blick auf den Umgang mit den eigenen Aggressionen ein erster Schritt. Ein Gegenüber, mit dem man das Thema besprechen kann, ist sehr hilfreich. Das kann ein Therapeut sein, aber auch eine gute Freundin, ein guter Freund. Der Partner ist dafür allerdings meist nicht die geeignete Wahl!
Auf der körperlichen Ebene können folgende zwei Vorgehen hilfreich sein, um die Magensäureproduktion anzukurbeln.
Tipp:
1. Zitronenwasser und/oder Selleriesaft als erste „Mahlzeit“ des Tages.
Sie können das Zitronenwasser und den Selleriesaft kombinieren und hintereinander trinken, oder sie auch einzeln in Ihre Morgenroutine aufnehmen. Ob kombiniert oder einzeln getrunken - Sie sollten in jedem Fall mit einer kleinen Dosis starten, die Sie Ihrem Gefühl und Bedürfnissen angepasst langsam erhöhen. Starten Sie mit einem 240-340ml-Glas lauwarmen Wassers, in das sie den Saft einer halben Zitrone geben. Trinken Sie es auf nüchternen Magen langsam in kleinen Schlucken aus. Stürzen Sie es bitte wirklich nicht herunter, sondern geben Sie Ihrem Körper Zeit, diesen ersten Impuls auf den Verdauungstrakt umzusetzen. Frühstücken Sie erst, nachdem Sie eine halbe Stunde nach dem letzten Schluck Zitronenwasser haben vergehen lassen. Steigern Sie langsam und schrittweise nur die Wassermenge: Von 240-350ml auf am Ende 750ml. Es sollte aber immer nur eine halbe bis maximal eine Zitrone für die Wassermenge ausgepresst werden.
Das Zitronenwasser hat zusätzlich eine entgiftende Wirkung, und regt die Magensäureproduktion mild an.
Der Staudenselleriesaft (nicht verwechseln mit Knollensellerie!) sollte möglichst in einem Slow Juicer, also einem langsam umdrehenden Entsafter zubereitet werden. Zu Beginn reichen, je nach Größe, 2-4 Stangen aus. Achten Sie auf Bioqualität. Mit Blättern an den Selleriestangen wird der frisch gepresste Saft deutlich bitterer. Das hat zwar einen sehr gesundheitsfördernden Effekt, ist aber geschmacklich eine Herausforderung. Fangen Sie mit einer kleinen Dosis und mit wenigen Blättern an den Stangen an.
Vorgehen: Entsaften Sie die ausgewählten Selleriestangen. Danach geben Sie den Saft entweder durch einen Nussmilchbeutel oder ein ganz feines Haarsieb, sodass keine festen Bestandteile mehr im Saft zurück bleiben. Dieser Schritt ist wirklich wichtig und darf nicht ausgelassen werden. Befreit von festen Bestandteilen, können Sie den Saft dann auch in einem Rutsch austrinken. Lassen Sie auch hier eine halbe Stunde vergehen, bis Sie frühstücken.
(Falls Sie das Vorgehen noch anschaulicher brauchen, geben Sie doch bitte „Anthony William“ und „Selleriesaft“ in Ihren Browser ein. Es gibt mittlerweile auch viele Youtube-Clips, die das Vorgehen wunderbar beschreiben.)
Diese Prozedur ist zeitlich etwas aufwendig, aber der Nutzen ist es meist wert. Die Magensäureproduktion wird deutlich reguliert. Darüber hinaus hat der so zubereitete Selleriesaft eine sehr positive Wirkung auf den gesamten Verdauungstrakt und häufig auch auf die Haut.
Steigern Sie die Menge an Saft nur langsam, kehren Sie auch immer wieder zu einer für Sie angenehmen Dosis zurück, wenn Sie merken, dass Ihnen ein Mehr nicht bekommt, und enden Sie bei dem Entsaften einer ganzen Staudenselleriepflanze, die meist ca. 500-750 ml Saft ergibt. Mehr sollten Sie nicht davon trinken. Versuchen Sie, den Saft für mindestens 4 Wochen jeden Tag ohne Ausnahme zu trinken und schauen Sie, wie es Ihnen damit ergeht.
Allergiker sollten aufgrund der Gefahr von Kreuzallergien, vor allem mit Birke und Beifuß, beim Verzehr von Sellerie vorsichtig sein.
Wie schon erwähnt, können Sie auch diese beiden Getränke miteinander kombinieren.
2. Salzwasser morgens auf nüchternen Magen trinken.
Starten Sie mit 240ml lauwarmem oder warmem Wasser, in dem sie eine Teelöffelspitze Salz auflösen. Verwenden Sie ausschließlich Stein-, Kristall- oder Ursalz, je nach Geschmack und Verträglichkeit. Trinken Sie das Glas Salzwasser schluckweise oder auch in einem Rutsch aus. Erhöhen Sie die Salz-Dosierung nur allmählich, und passen die Wassermenge entsprechend an, sodass immer nur eine mild salzige Wasserlösung entsteht. Konkret: Die maximale Dosis ist ein Teelöffel Salz auf einen Liter Wasser. Davon trinken Sie maximal einen halben Liter morgens auf nüchternen Magen. Den Rest heben Sie sich für den Folgetag auf. Warten Sie bis zum Frühstück mindestens eine halbe Stunde, und trinken Sie davor noch ein, zwei Gläser herkömmliches Wasser. Das ist wichtig, da sich nicht alle Lebensmittel gleich gut mit Salz vertragen und es sonst möglicherweise zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen kann. Obst, Gemüse oder Salate in rohem Zustand können aber sofort gegessen werden. Die Wirkung auf die Magensäureproduktion ist relativ schnell erkennbar, wenn man die persönliche, optimale Dosierung gefunden hat. (Siehe Buchtipp "Auf den Spuren der Methusalem-Ernährung.")
Hier ist noch wichtig: Die meisten Menschen haben eher einen überhöhten Salzkonsum. Nehmen Sie also vor der Anwendung Ihren persönlichen Salzbedarf unter die Lupe.
F)
Zu hohe Außenreize wie Lärm, Hitze, Kälte, zu starke Gerüche, Menschenansammlungen, usw. spielen bei den meisten Hochsensiblen eine wichtige Rolle, besonders während des Essens.
Tipp:
Versuchen Sie, bewusst wahrzunehmen, was Ihnen wirklich den Appetit verdirbt oder Ihnen „auf den Magen schlägt.“ Welche spezifischen Reize sind das? Was brauchen Sie, um Ihr Essen wirklich genießen zu können?
Beginnen Sie damit, sich selbst beim Frühstück zu beobachten. Das ist meist die Mahlzeit, die wir ungestört zuhause einnehmen können und zeigt dadurch am besten die eigenen Wünsche und Vorstellungen auf. Experimentieren Sie mit den Außenreizen und halten Sie für sich fest, was geht und was eben nicht. Wann immer möglich, gestalten Sie Ihr Außen Ihren Wünschen entsprechend so um, dass jede Mahlzeit für Sie zu einer Ruhepause wird.
G)
Die Besonderheiten im Neurotransmitterstoffwechsel zeigen sich im hochsensiblen Darm besonders bei Stress und bei den vielfältigen Informationen aus der Nahrung.
Tipp: Bereiten Sie Ihr Essen weitestgehend selbst zu oder lassen Sie sich von lieben Menschen bekochen. Bei Einladungen zum Essen ist es oftmals hilfreich, vorher schon eine Kleinigkeit zu essen, um sich nicht ausgehungert auf das „fremde“ Essen stürzen zu müssen. Wählen Sie auch dort möglichst naturbelassenes oder aromatisch eindeutiges Essen aus, mit dem auch der schlechtgelaunteste Koch nicht ganz so viel anstellen konnte.
H)
Die bereits erwähnte Überstimulation geht nicht selten mit einer Ausschüttung größerer Mengen der Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol einher, und diese sind eigentlich die Gegenspieler einer entspannten Verdauung.
Tipp:
Wenn Sie überstimuliert sind, warten Sie mit dem Essen, bis Sie sich wirklich deutlich ruhiger fühlen, außer die Überstimulation ist durch Hunger entstanden ;-). Betätigen Sie sich in dieser bewusst gewählten Wartepause körperlich – es darf ruhig ein bisschen anstrengend sein. Sport, ein flotter Spaziergang oder auch eine andere körperlich anstrengende Tätigkeit helfen, diesen Überschuss an "Stresshormonen" schneller abzubauen. Auch verschiedene Entspannungsmethoden, die die Fokussierung auf den eigenen Körpers lenken, entfalten eine beruhigende Wirkung bei Überstimulation.
Nehmen Sie, falls möglich, danach eine Dusche oder ein Bad und essen sie erst dann eine Kleinigkeit. Warten sie dann nochmals ab, bis sich eindeutig ein echtes Hungergefühl einstellt. Jetzt erst ist Ihr Körper wirklich wieder bereit, Nahrung aufzunehmen und sie auch gut zu verdauen.
I)
Eine Histamin- Empfindlichkeit kommt bei HSPs häufiger vor. Einerseits kann man durch ein gutes Stressmanagement das vom Körper selbst freigesetzte Histamin regulieren, anderseits durch eine bewusste Ernährung Einfluss nehmen.
Leider reicht es hier aber nicht, sich nur nach entsprechenden Ernährungstabellen zu richten, sondern man muss das Toleranzmaß Schritt für Schritt für sich selbst herausfinden. Hilfreich kann dabei ein Ernährungstagebuch sein. In dem Ernährungsratgeber „Ernährung für Hochsensible“ von Bernhard Bühr und Eva-Maria Engl finden Sie eine sehr gute Beschreibung, wie man vorgehen kann (siehe Buchempfehlungen weiter unten). Hier werden auch weitere Tipps und Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Histaminwert im Körper wunderbar aufgezeigt. Darüber hinaus ist das Thema Histamin für sich genommen ein sehr weites Feld, und ich kann hier nur ein paar Tipps als Anregung geben.
Tipps:
- Ein gestörtes Darmmilieu (Darmmikrobiom), sofern vorhanden, sollte zuerst ins Gleichgewicht gebracht werden. Stichwort: Darmsanierung.
- Die optimale Versorgung des Körpers mit B-Vitaminen, Zink, Magnesium, Vitamin C, OPC und Bioflavonoiden sollte Beachtung finden. Natürlich spielt hier der individuell ermittelte Bedarf eine große Rolle.
- Sich für einen (längeren) Zeitraum histaminarm bzw. aminarm ernähren. Essen Sie dabei bevorzugt Lebensmittel, die zusätzlich eine entzündungshemmende Wirkung haben. Zu diesen gehören auch hochwertige kaltgepresste Öle. Frische und qualitativ hochwertige Biolebensmittel sollten jetzt die erste Wahl sein.
- Natürliche Histamin-Senker sind häufig Lebensmittel, die auch einen anti-entzündlichen Aspekt haben, wie z.B. Rote Bete, Kurkuma, Ingwer, Koriander, Brokkoli. Weitere: Karotten, Äpfel, Fenchel, Petersilie, Schnittlauch, Schwarzkümmel, Oregano, Liebstöckel und Brunnenkresse.
- „Alltagsdrogen“ wie Alkohol, grüner, schwarzer und Mate Tee, Kakao, Kaffee, sowie Energy-Drinks reduzieren oder meiden.
- Die Verdauungsorgane stärken mit z.B. Bitterstoffen (Lebensmittel wie Chicorée oder in Tropfenform wie z.B. Wermuttropfen), Selleriesaft oder Salzwasser (siehe weiter oben).
- Stress erhöht den Histaminwert im Blut. Ihre Histamintoleranz wächst also mit einem guten Stressmanagement.
- Trinken Sie ausreichend stilles Wasser, gerne auch gefiltertes Leitungswasser (z.B. durch Umkehr-Osmose-Filteranlage). Die richtige Menge können Sie selbst überprüfen: Ihr Harn sollte hellgelb oder heller sein. Regelmäßig über den Tag verteilt und schluckweise zu trinken, ist für den Körper besser als eine große Menge auf einmal.
- Finden Sie Ihre Toleranzgrenze heraus (was war zu viel, was geht, wenn man etwas anderes weglässt?), und beachten Sie sie.
- Holen Sie sich fachliche Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen trotz aller Maßnahmen mit Ihrer Histamin-Empfindlichkeit nicht zurecht.
J)
Eine weitere hormonelle Komponente ist das leichter zu aktivierende Dopaminsystem.
Verschiedene Medikamente und Drogen, sowie diverse Zusatzstoffe und Umweltschadstoffe, Alkohol, Koffein, Nikotin, Gluten und Milcheiweiß wirken häufig zu anregend. Besser ist es, diese zu reduzieren oder auch ganz zu meiden, je nach individueller Verträglichkeit. Auch hier gilt es, auf eine sehr gute Eiweißversorgung zu achten, mit Fisch, Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten, und einen vorhandenen Vitalstoffmangel mit frischer Kost und gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen.
Tipp:
Um das Dopaminsystem zu entlasten, achten Sie nicht nur auf Ihre Ernährung, sondern auch auf genügend Tageslicht (mind. halbe Stunde am Tag, besser mehr), auf genügend Schlaf (auch mal zwischendurch) und gönnen Sie sich viele Streicheleinheiten, gleich, ob mit Mensch oder Tier. ;-).
K)
Auch die höhere Schmerzempfindlichkeit kann eine Überstimulation begünstigen, mit den bereits erwähnten Folgen.
Besonders, wenn Sie Schmerzen haben, ob körperlicher oder seelischer Natur, ist es gut, der Ernährung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist meist nicht ganz einfach, und wie so oft neigt man gerade in solchen Zeiten dazu, alle guten Regeln zu ignorieren, weil sie zunächst wie eine zusätzliche Belastung wirken. Tatsächlich kann sorgfältig ausgewählte Nahrung eine große Hilfe sein, gerade dann, wenn man sich selbst schon gut kennengelernt hat. Dann gelingt es leichter, Lebensmittel genussvoll einzusetzen, um sich wieder wohler zu fühlen und zu stabilisieren. Essen und die Beschäftigung damit kann auch erden, und genau das braucht man, wenn man von dem empfundenen Schmerz nicht „weggetragen“ werden will.
Tipp:
Entzündungslindernde Lebensmittel (siehe auch oben) und Wurzelgemüse erden sehr gut, z.B. Rote Bete, Süßkartoffeln, Karotten, Petersilienwurzeln u.ä., besonders in Form einer Suppe oder eines Eintopfes. Mit vielen Kräutern verfeinert, wird die „erdende“ Wirkung verstärkt und der Genuss vergrößert.
Tipp:
Auf der psychischen Ebene ist es häufig hilfreich, dem Schmerz keinen Widerstand entgegenzusetzen, sondern ihn zuzulassen und zu fühlen, so schwierig das auch erst einmal erscheinen mag.
Auf der energetischen Ebene helfen Erdungsübungen.
L)
Die Empfindungsebene sollte möglichst umfassend miteinbezogen werden.
Eigene Neigungen, die bereits erwähnte Umgebung, Art und Weise der Zubereitung der Lebensmittel, deren Qualität, sowie ethische Konzepte (viele sind Vegetarier), spielen eine wichtige Rolle.
Die Zubereitung der Lebensmittel ist auch nicht ganz unwichtig. Scharf Angebratenes ist meist nicht so gut verträglich. Besser sind milde Garmethoden wie Dünsten oder Kochen. Achten Sie auch besonders bei tierischen Produkten auf Qualität, auch hinsichtlich der Tierhaltung und andere für Sie wichtige ethische Konzepte. Aber bedenken Sie, dass manche vielleicht zu streng gehandhabte Konzepte den Kopf beruhigen, den Körper jedoch vielleicht nicht optimal versorgen.
Tipp:
Geben Sie Ihrem Körper, was er wirklich braucht und passen Sie Ihre Ernährung immer wieder Ihrem momentanen Sein und Tun an. Das kann auch einmal heißen, ein bisheriges ethisches Konzept für eine Zeitlang bewusst wieder über Bord zu werfen. Es darf ja zu jeder Zeit wieder aufgenommen werden.
M) Lebensmittel-Intoleranzen und echte Allergien sollten unbedingt Beachtung finden.
Allergien sollten immer abgeklärt werden. Das Wissen um sie trägt nicht nur zu einem besseren Wohlbefinden bei, sondern manche Allergien lassen sich dann auch einfacher durch heilkundliche Behandlungen positiv beeinflussen.
Tipp:
Ich lehne mich hier mal weit aus dem Fenster und gestehe, dass ich von dem oftmals durchgeführten Prick-Test zur Bestimmung von Allergien nicht sehr viel halte. Ich verstehe den medizinischen Ansatz, aber halte das Vorgehen, diverse Substanzen unter die Haut einzubringen, die eigentlich in natürlicher Weise nur auf unsere oberflächliche Haut oder Schleimhaut treffen, für problematisch. Erstens habe ich aus diesem Grund Zweifel an der Aussagekraft des Tests und zweitens die Sorge, dass die verschiedenen gleichzeitig eingeritzten Substanzen Kreuzallergien begünstigen können. Ich würde zu alternativen Testmethoden raten.
Unverträglichkeiten können m.E. und wie schon dargestellt viele Ursachen haben. Erkannt und entsprechend behandelt können sie auch manchmal wieder ganz „verschwinden“. Das individuelle Limit sollte dabei stets im Blick behalten werden, getreu dem Motto: Die Dosis macht das Gift.
N)
Oft gibt es bei HSPs eher eine Abneigung gegen Veränderungen und somit die Tendenz, auch beim Essen immer das Gleiche zu wählen, was zu Mangelerscheinungen führen kann.
Hier kann vielleicht eine andere Seite, die viele HSPs besitzen, gegensteuern: Die lebenslange Neugier und der Wunsch nach kreativer Entfaltung.
Tipp:
Bereiten Sie gut verträgliche Lebensmittel immer mal wieder neu zu und kombinieren Sie sie anders. Es dürfen ruhig auch unkonventionelle Zusammenstellungen sein. Ergänzen Sie ihr vertrautes Essen mit saisonalen Beeren, Blüten und Kräutern, und testen Sie neue Gewürzkombinationen aus. Lassen Sie sich in Gewürzläden oder auf Märkten inspirieren, und Ihr eigenes Gefühl entscheiden. Schenken Sie Ihrem inneren Feinschmecker Raum und Zeit.
O)
Und zuletzt: HSPs haben die Neigung zum Perfektionismus.
Für das genaue Einhalten einer zeitweiligen „Diät“, z.B. bei der Arbeit an Intoleranzen, ist es sehr empfehlenswert, auf einzelne Details zu achten und diese „perfekt“ umzusetzen. Kann man später seine Ernährung wieder etwas freier handhaben, darf man aber zu einem „menschlicheren“ Umgang mit dem Essen zurückfinden. Manchmal ist es genau dieses Wechselspiel, das zu einer individuell entdeckten und gelebten Ernährung führt.